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Rückblick und Ausblick 2024

100 Jahre Schweizer Jugend­herbergen

Jugendherberge Adelboden
1943, SJH-Archiv

Im Jahr 2024 feiern die Schweizer Jugendherbergen das 100-Jahr-Jubiläum.

Reisen war zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Privileg von wenigen, meist begüterten Menschen. Die Industrialisierung veränderte das Lebensumfeld der Menschen nachhaltig. Besonders die Jugend litt zunehmend unter den schlechten Wohn- und Arbeitsbedingungen im industriellen Umfeld. Um den beengten und wenig befriedigenden Lebensumständen zu entfliehen, begannen anfangs des 20. Jahrhunderts immer mehr Jugendliche in ihrer knappen Freizeit zu wandern und zu reisen. Einerseits wollten sie die Natur als Gegensatz zum Stadtleben erfahren, anderseits war das Wandern ein Ausdruck einer selbstdefinierten und jugendgemässen Lebensgestaltung.

1901 wurde in Deutschland der Verein «Wandervogel» gegründet, ein Zusammenschluss von wanderbegeisterten Jugendlichen. Einige Jahre später fasste die Wandervogel-Idee in der Schweiz Fuss. Auch andere Jugendorganisationen entdeckten mehr und mehr das Wandern als Möglichkeit des gemeinsamen Erlebens. Auf mehrtätigen Wanderungen stellte sich für alle diese Gruppen das Problem der preisgünstigen Unterkunft.

Unsere Reise begann am 28. April 1924, im Saal des Mädchenklubs Gartenhof in Zürich, als die «Genossenschaft für Jugendherbergen Zürich» durch mehrere Jugendorganisationen gegründet wurde. Bei der Gründung bestand die Aussicht, dass Herbergen in bestehenden Ferienheimen, die den Jugendvereinigungen gehörten, eingerichtet werden könnten. Daneben lagen auch die Namen der Gastgeber*innen vor, deren Adressen bisher unter Wandergruppen ausgetauscht worden waren. Bereits am 21. Juli 1924 wurde das erste schweizerische Verzeichnis in losen Blättern mit 12 Jugendherbergen und vier Unterkunftsmöglichkeiten veröffentlicht. Bereits Ende Jahr waren es deren 40.

Die Schweiz war nach Deutschland das zweite Land, welches ein Jugendherbergsnetzwerk aufbaute. Weitere europäische Länder folgten und bereits im Oktober 1932 wurde in Amsterdam der internationale Verband Hostelling International durch elf europäische Verbände gegründet.

Innerhalb der Jugendherbergsbewegung ging es schon immer um gemeinschaftliche Erlebnisse, verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcen, das Kennenlernen von Menschen und fremden Kulturen, das Knüpfen von Freundschaften, die sinnvolle Freizeitbeschäftigung und das Teilen von Lebensfreude.

Die Bedürfnisse der Menschen haben sich in den letzten 100 Jahren gewandelt. Die Schweizer Jugendherbergen auch. Unserer Organisation ist es meisterhaft gelungen, sich immer wieder den aktuellen Bedürfnissen der Gesellschaft und den aktuellen Rahmenbedingungen anzupassen, ohne jedoch den Kern der zivilgesellschaftlichen Ziele aus den Augen zu verlieren: Die Schweizer Jugendherbergen ermöglichen damals wie heute, zusammen mit den Mitgliedern von Hostelling International, Menschen mit kleinem Budget den Zugang zu erschwinglichen Übernachtungs- und Verpflegungsmöglichkeiten weltweit. Dadurch fördern wir, insbesondere auch für junge Menschen, Schulklassen, Familien und Menschen mit Behinderungen Begegnungen, gemeinsame Aktivitäten und Erlebnisse ausserhalb des gewohnten Umfeldes über die Landesgrenzen hinweg. Diese tragen zu einer solidarischen, verantwortungsbewussten und lebensfrohen Gesellschaft bei.

Interessierte, die tiefer in die Geschichte der Schweizer Jugendherbergen eintauchen möchten, finden in der Ausstellung im Museum Schloss Burgdorf bis zum Ende des Jahres spannende Einblicke. Weitere Details zur Ausstellung und vielfältige Informationen über die Geschichte der Schweizer Jugendherbergen finden Sie auf unserer Webseite.

Wir freuen uns, auch im Jahr 2024 möglichst vielen Menschen nachhaltige Reiseerlebnisse und bereichernde Begegnungen an den schönsten Plätzen der Schweiz zu bieten. Bis bald in einer unserer Jugendherbergen!

Im April 2024

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